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Jüdischer Friedhof

Der jüdische Friedhof liegt direkt an der B 236 auf der Ortsgrenze zwischen Bork und Selm. Er wurde von beiden jüdischen Gemeinden benutzt und vermutlich von 1822 an belegt. Die letzte Bestattung fand 1936 statt. Der älteste noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1835.

Der jüdische Friedhof an der Grenze zwischen Selm und Bork Foto: Virteum / Christina Steuer

Grabsteine als Zeugnis jüdischen Lebens

Betrachtet man die Grabsteine, so lassen sich Unterschiede erkennen, die die Entwicklung der jüdischen Gemeinde ein Stück weit widerspiegeln.

Der älteste Grabstein der Sara bat Alexander (Sara, Tochter des Alexander) von 1835 ist noch vollständig in hebräischer Sprache beschriftet. Dies ändert sich im Laufe der Zeit: Deutschsprachige Inschriften kommen hinzu, zunächst in Kombination mit hebräisch, bis sie diese bei den jüngsten Grabsteinen vollständig ersetzen. Aber auch der Blick auf die Symbole zeigt, dass der Friedhof in Bork ein assimilierter Friedhof ist: Zeichen wie der Stern vor dem Geburtsdatum und das Kreuz vor dem Todesdatum zeugen von christlichem Einfluss.

Der Friedhof nach 1945

Ursprünglich müssen weit über 50 Grabsteine auf dem Friedhof gestanden haben, von denen heute noch 41 erhalten sind. Der Verlust der Grabmale geht einerseits auf die Zeit des Nationalsozialismus zurück, aber auch auf die Jahrzehnte danach.

Während des NS-Regimes wurde der Friedhof geschändet, so dass die Alliierten die Stadt nach 1945 dazu verpflichteten, den Friedhof wieder herzurichten.

Leutnant (Lt. = Lieutenant) Derenne fordert den Bürgermeister dazu auf, den jüdischen Friedhof wieder instand zu setzen. Auf der Rückseite befindet sich die Übersetzung ins Deutsche.

Doch auch in den folgenden Jahrzehnten zeugte der Umgang mit diesem besonderen Ort von Unkenntnis gegenüber der jüdischen Religion:

Nach jüdischer Auffassung müssen die Gräber erhalten und am ursprünglichen Ort stehen bleiben bis zu dem Tag, an dem der Messias erscheint. Dann kommen Körper und Seele wieder zusammen und können so wieder auferstehen. Gleichzeitig ist der Friedhof ein Ort der Ruhe und des ewigen Schlafes. Um die Verstorbenen nicht zu stören, werden Gärber nur selten besucht.

Doch in den 1950er und 1960er Jahren wurden entgegen dieser Glaubenssätze der jüdischen Religion Grabsteine versetzt und zerstörte Grabsteine sogar abgeräumt. Begründet wurde diese Maßnahme u.a. damit, dass die Grabsteine eine Gefahr für die spielenden Kinder darstellen.

Heute ist der jüdische Friedhof wieder ein ruhiger Ort, der nur selten besucht wird. Die noch erhaltenen 41 Grabsteine geben jedoch Auskunft über das einstmals rege jüdische Leben in Selm und Bork.

Quellen, Literatur und weiterführende Links

Stadtarchiv Selm

Cymontkowski, Doris: Juden in Selm, Bork, Cappenberg, Selm 1990.

Cymontkowski, Heinz: Art. Selm-Bork, in: Göttmann, Frank (Hg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften, Regierungsbezirk Arnsberg, Münster 2016, S. 723-730.

Niklowitz, Fredy: Spuren aus dem Leben der Juden in Bork, in: Das BorkBuch. Ein Ort schreibt Geschichte, hg. vom Heimatverein Bork, Selm 2022, S. 310 – 321.

Pracht-Jörns, Elfi: Artikel Selm – Stadtteil Bork, in: dieselbe: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Köln 2005, S. 650-657.

Podcast “Geschichten aus der Geschichte”, Folge über den Jüdischen Friedhof Währing in Wien: GAG136: Der Jüdische Friedhof Währing – Geschichten aus der Geschichte (abgerufen am 12.01.2023)