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Digitale Plattform für Geschichte(n) der Region an der Lippe zwischen Münsterland und Ruhrgebiet

Geschwister Lewin

Leonhard Lewin hatte sieben Geschwister, von denen vier mit ihm in Bork lebten. Sie alle waren unverheiratet bzw. geschieden. Cäcilia Lewin verstarb 1938. Hermann, Leonhard und Jeanette (geschiedene Westheimer) wurden deportiert und ermordet.

Die Häuser der Lewins befanden sich an der heutigen Hauptstraße 34 in Bork. Hier erinnern Stolpersteine an die Geschwister.

In diesem Haus lebte Leonhard Lewin. An der Hausecke ist ein kleiner Schaukasten erkennbar, in dem Lewin einen Teil seiner Waren ausstellte. Stadtarchiv Selm

Leonhard Lewin betrieb einen kleinen Handel mit Zeitschriften, Papierwaren und Tabakwaren. Seine Geschwister Melchior und Hermann verkauften Manufakturwaren. Leonhards Schwestern Cäcilia Lewin und Jeanette Westheimer lebten im Nachbarhaus an der heutigen Hauptstraße 34.

Verbotener Brotkauf – Verfolgung im Nationalsozialismus

Die Lewins blieben auch nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler in Bork und erlebten die Zeit ab 1933 als eine Folge immer schlimmer werdender Repressalien.

Mindestens einer der Brüder wurde in der Reichspogromnacht verprügelt. So erinnert sich ein Nachbar, dass er am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule ein unbeschreibliches Durcheinander und den „übel zugerichteten Herrn Lewin“ vorfand. 

Gegen Hermann Lewin lag 1942 eine Anzeige vor: Als Jude durfte er nur an bestimmten Wochentagen Brot einkaufen, woran er sich nicht gehalten hatte. Hermann Lewin und die Verkäuferin der Bäckerei, Sofia Berkenkamp lud man vor. Während Lewin verhaftet wurde, musste die Verkäuferin 50 RM Ordnungsstrafe zahlen. Die Vernehmungsakte ist eine der wenigen Quellen im Stadtarchiv Selm, die von den Repressalien gegen die jüdischen Bürgerinnen und Bürger zeugen. 

Aus dem Vernehmungsprotokoll des Hermann Lewin. Stadtarchiv Selm

Die letzten Monate in Bork

Jeanette Westheimer und Leonhard Lewin deportierte man am 24. Januar 1942 nach Minsk, die Brüder Hermann und Melchior mussten im Februar desselben Jahres ihr Haus verkaufen. Sie zogen in das Judenhaus (Auf der Schlucht 27), bevor man sie im Juli 1942 mit dem Ehepaar Frank und dem Ehepaar Weinberg nach Theresienstadt deportierte. Von dort wurden sie ins Vernichtungslager Treblinka gebracht, wo sie im September 1942 starben.

 

Quellen und Literatur:

Stadtarchiv Selm AB-2, 2864

Stadtarchiv Selm AB-2, 2920

Stadtarchiv Selm AB-3, 5029

Stadtarchiv Selm AB-2, 5149

Stadtarchiv Selm AB-2, 2566

Stadtarchiv Selm AB, 2855

Cymontkowski, Doris: Juden in Selm, Bork, Cappenberg, Selm 1990.

Cymontkowski, Heinz: Art. Selm-Bork, in: Göttmann, Frank (Hg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften, Regierungsbezirk Arnsberg, Münster 2016, S. 723-730.

Pracht-Jörns, Elfi: Artikel Selm – Stadtteil Bork, in: dieselbe: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Köln 2005, S. 650-657.