Deutsche Pop Art in Hamm. Die Otmar Alt Stiftung
Dr. Heinrichs Tipp III

Wer kennt sie nicht, die farbenfrohen, wie aus Puzzle-Teilen zusammengesetzten Arbeiten des Otmar Alt: Gemälde, Druckgraphik, Plastiken, Stahl- und Glasobjekte. Sie begegnen uns überall, ob in Gestalt der bunten Elefanten im Stadtbild von Hamm oder zum Weihnachtskaffee mit Micky Mouse in der Füchtelner Mühle bei Olfen und geballt in der Otmar Alt Stiftung. Das Anwesen liegt auf dem Land östlich von Hamm. Es besteht aus einem umgenutzten älteren Bauernhof mit mehreren Ausstellungssälen im Haupthaus und einem zauberhaften Skulpturengarten, den lustige Figuren von Otmar Alt und seinen Künstler-Freunden bevölkern.


Otmar Alt (geb. 17.07.1940 in Wernigerode, lebt in Hamm) feierte kürzlich seinen 85. Geburtstag. Nach einer Lehre als Schaufenstergestalter und Plakatmaler begann er sein Studium 1959 an der Meisterschule für Kunsthandwerk in Berlin und setzte es von 1960-66 ebenda an der Hochschule der Künste fort. Zunächst an informeller Malerei orientiert, entwickelt er nach und nach seine eigene originelle Bildsprache. Der Durchbruch gelingt in den späteren 1960er Jahren – der Blütezeit der internationalen Pop Art: Er richtet Ausstellungen im In- und Ausland ein, unternimmt zahlreiche Reisen, entwirft u.a. ein Plakat für die Olympischen Spiele in München und Objekte für die Firma Rosenthal. Später entstehen – begleitet von Auszeichnungen und Dokumentationen – immer mehr Großplastiken und künstlerische Gestaltungen im öffentlichen Raum. Keines der Etikette wie „DeutschPop“ oder „Neue Figuration“ wird seinem Werk gerecht – stets begegnet uns unverkennbar Otmar Alt. Sein Werk vermittelt über die vordergründig poppige Handschrift vielschichtige Botschaften, die häufig schwerer zu entschlüsseln sind als ihre spielerisch-heitere Erscheinung zunächst vermuten lässt. Der populäre Charakter erschließt – ähnlich einfach erzählten Fabeln – tiefere Räume der Reflexion über die Tier- und Menschenwelt, ihre ver-rückten Beziehungen und über die märchenhaft surreale Ästhetik der Formen und Figuren, eben über die Kunst des Otmar Alt. Wir müssen den einäugigen „Kopf“ mit seinem suggestiven Zwinkern ernst nehmen. Ja, und wer ist der „Pinselmann“ – eine vergnügte Maus, die sich rasieren / masturbieren will oder ein ironisches Selbstbild des Malers?


Neben der ständigen Präsentation von Arbeiten Otmar Alts im Park und in den Galerieräumen zeigt die Stiftung jährlich mehrere hochkarätige Sonderausstellungen. Derzeit läuft die Schau „Faszination Glas / Fascination glass“ – eine ausgesprochen feinsinnig kuratierte Auswahl an Glasobjekten internationaler Künstlerinnen und Künstler, die unterschiedlichste Konzepte, Themen und Techniken vorstellt (bis 16.11.2025).

Anschrift: Obere Rothe 7, 59071 Hamm. Parkmöglichkeiten direkt am Hof; keine Anbindung an den ÖPNV.
Öffnungszeiten: mittwochs 14-17 Uhr, sonntags 13-17 Uhr; von Dezember bis März jeden 1. Sonntag im Monat, 13-17 Uhr. Öffentliche Führung jeden Sonntag, 14 Uhr.
Eintritt: für die Sonderausstellung 3 €, mit Führung 4 €, Privatführung 60 €.
Lust auf Otmar Alt zuhause: Werke, die vor 2023 entstanden, sind über die Stiftung, den Kunstmarkt oder Auktionen zu erwerben, neuere Arbeiten über die Galerie ART28, Tübingen.
Informationen, Veranstaltungen und Ausstellungen: www.otmar-alt.de. Kontakt: info@otmar-alt.de
Side Tip (alle nahebei oder auf dem Weg): Nach dem Besuch der Otmar Alt Stiftung lohnt sich eine Bierprobe im Brauhof Wilshaus (brauhof-wilshaus.de) oder bei Hitze eine Schleckerei in der Eis-Oase, wohl dem besten Eiscafé in Südwestfalen (Hamm-Rhynern, Ecke An der Lohschule / Reginenstraße; eisoase-hamm.de). Super Suppen und kräftige westfälische Brotzeiten sind zu empfehlen im Lindenhof Hamm, Alte Salzstrasse 3, 59069 Hamm-Rhynern; als Teil der Adolph Kolping Stiftung Paderborn leistet das Haus einen erheblichen Beitrag als Integrationsbetrieb durch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen (www.lindenhof-hamm.de).